Bekanntgabe „Nach uns die Sintflut-Preisträger“-Entscheidungen 2021
Geschrieben:Verleihung der „Nach uns die Sintflut-Preise“ („Nuds-Preise“) für die politischen
Entscheidungen mit den mutmaßlich negativsten Einflüssen auf Artenvielfalt und Klimahaushalt in Stadt und
Landkreis Osnabrück innerhalb der letzten 4 Jahre
Bekanntgabe der Entscheidungen:
* Entscheidung des Europäischen Parlamentes im Oktober 2020, die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) ohne einen dringend benötigten Systemwechsel für weitere sieben Jahre zu verabschieden
* Fortführen der Überlegungen, Flächen in den „Grünen Fingern“ Osnabrücks als Bauflächen heranzuziehen und Bauvorhaben dort zu verfolgen
* Publikumspreis (ausgewählt durch die Öffentlichkeit): Bau der A33-Nord
Preisverleihung durch Fridays For Future Osnabrück sowie die gUG Umweltschutz und Lebenshilfe, Melle
Osnabrück, 17. Juli, 13.00 Uhr, vor dem Theater.
Die Preisverleihung ist Teil der Auftaktveranstaltung der Aktionswoche für ein soziales, gerechtes und ökologisches Osnabrück „So geht Zukunft !“
https://osnabrueck-alternativ.de/so-geht-zukunft/
Die Idee der „Nach uns die Sintflut-Preise“ wurde nach den „Gewässerrandstreifen-Entscheidungen“ des Kreistages (Landkreis Osnabrück) 2019 ins Leben gerufen.
Entschieden wurde damals, dass an Gewässern in FFH-Gebieten lediglich ein 1 Meter breiter Schutzstreifen ausreichen würde und eine Bearbeitung von Agrarflächen somit bis zu einen Meter an ein FFH-Gewässer heranreichen könne – mit allen damit verbundenen möglichen Folgen für die wertvollen Ökosysteme eines (wohlgemerkt!) Flora-Fauna-Habitat-Gebietes!
Eine solche Entscheidung, mitten im Zeitalter des größten Artensterbens in der Geschichte der Menschheit wirkte so absurd, dass es uns als angemessen erschien, bei künftigen Entscheidungen einmal etwas genauer hinzusehen und diese ggf. mit einem Schmähpreis „auszuzeichnen“. Glücklicherweise wurde in Bezug auf den „Gewässerrandstreifen-Skandal“ auf politischer Ebene schlussendlich dann doch noch eine gute und positive Lösung gefunden.
Herausgekommen ist bei der „Nach uns die Sintflut“-Recherche eine intensive Suche nach den politischen Entscheidungen mit dem mutmaßlich negativsten Einfluss auf die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in Stadt und Landkreis Osnabrück (innerhalb der letzten vier Jahre).
Im Laufe des Meinungsbildungs-Prozesses wurde entschieden, drei Preise zu vergeben. Diese sind der „Nach uns die Sintflut-Preis“, vergeben von der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe aus Melle,eine Auszeichnung benannt durch Fridays for Future Osnabrück, sowie eine dritte Preisvergabe die von der Öffentlichkeit bestimmt wurde.
Bei den Preisverleihungen geht es weniger um eine Parteienschelte, als vielmehr um eine Entscheidungskritik.
Es ist den Preisverleihenden wichtig, auf einer argumentativ-sachlichen Ebene Entscheidungen zu benennen, die einen Schaden für die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in der Region Osnabrück hervorrufen.
Zudem ist es uns ein wichtiges Anliegen diesbezüglich zu sensibilisieren und einen Einstieg in einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs zu schaffen.
Eine hervorgehobene Rolle bei Entscheidungen mit Bezug zu Umweltaspekten spielt die Wissenschaft, wie in den Auszeichnungstexten des Preises zu lesen.
Die Wissenschaft liefert zu den komplexen Themenzusammenhängen eine Vielzahl unabhängiger Studien.
Die Ergebnisse und Empfehlungen dieser Studien müssen wir zwingend berücksichtigen, sofern wir auch in 20 Jahren noch auf einem lebenswerten Planeten leben wollen. Die Wissenschaft sollte in einer aufgeklärten Demokratie eine herausragende Position innehaben – liefert diese doch empirisch ermittelte Fakten, an denen wir uns als Gesellschaft orientieren sollten.
Zwingend sollte das auch für „die Politik“ gelten. Leider findet eine diesbezügliche Orientierung in Teilen der Entscheidungsträger*innen nicht in hinreichendem Maße statt. Auch aus diesem Grunde stecken wir aktuell tief in der Klimakrise drin, die den Planeten zunehmend unlebenswert gestaltet. Bedroht von Klimaerwärmung und Artensterben.
Folgende Entscheidungen nun werden mit den „Nach-uns-die Sintflut-Preisen“ ausgezeichnet:
* Entscheidung des Europäischen Parlamentes im Oktober 2020, die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) ohne einen dringend benötigten Systemwechsel für weitere sieben Jahre zu verabschieden
* Fortführen der Überlegungen, Flächen in den „Grünen Fingern“ Osnabrücks als Bauflächen heranzuziehen und Bauvorhaben dort zu verfolgen
* Publikumspreis (ausgewählt durch die Öffentlichkeit): Bau der A33-Nord
Johanna Heimrich, Aktivistin bei Fridays for Future Osnabrück: „Dass in Zeiten der allgegenwärtigen Klimakrise ein Gericht die Politik zurechtweisen muss,
um deren Klimaschutzmaßnahmen auf ein der Krise angemessenes Maß zu bringen, spricht bereits Bände. Noch immer muss der Impuls für annähernd ausreichenden Klimaschutz von außen kommen,
von alleine tut sich zumindest in den aktuellen Regierungen viel zu wenig. Um darauf aufmerksam zu machen ist die Vergabe eines Negativpreises nur angemessen und angebracht.“
Dr. Kai Behncke, ehrenamtlicher Geschäftsführer der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe: „In den letzten 5 Jahren haben wir als Naturschutzgruppe
über 220 Blühwiesen angelegt, Feuchtbiotope, Vogelschutzhecken und Streuobstwiesen geschaffen sowie Klimaschutzanpflanzungen durchgeführt.
Das allein reicht jedoch nicht. Es ist gleichfalls wichtig, sich auch politisch zu äussern, wenn Entscheidungen die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in unserer Region negativ beeinflussen werden.
Nach unserer Auffassung wird sich das ökologische Gesamtgefüge in Stadt und Landkreis
durch die genannten Entscheidungen verschlechtern. Es ist uns wichtig mit den Preisverleihungen vor den Wahlen die Bedeutung
von Natur und Klima als politisch unabdingbare und herausragende Maßgeblichkeit gesondert hervorzuheben.“
Preisträger-Begründungen:
EU-Parlament Agrarentscheidung …sowie allgemein-gesellschaftliches Diskussionspapier: http://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/wp-content/uploads/2021/07/eu_gap_final.pdf
Grüne Finger: http://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/wp-content/uploads/2021/07/gruene_finger_osnabrueck_final.pdf
A33-Nord: http://www.umweltschutz-und-lebenshilfe.de/wp-content/uploads/2021/07/a33nord_final.pdf